Ich bin wegen der Liebe hier!
… oder hier geboren. Die Wenigsten der Menschen, die wir kennenlernen durften, sind gerade eben Zugezogene. Sie sind sich uneinig: es braucht 25 bis 30 Jahre, eine echte Wartenburgerin zu werden –oder man muss schon in der dritten Generation sein. Man denkt in langen Zeiträumen auf dem Dorf. Wir hingegen sind Gäste, Beobachterinnen und Interessierte. Wir wurden beäugt und ausgefragt. Gleichzeitig durften wir zuhören und Fragen stellen. Das Projekt „Wovon träumt Das Dorf“ Phase 1 / Recherche war erfolgreich. Immer noch klingen Gespräche nach und regen sich Ideen in uns an.
Mein Lieblingswort am Anreise-Sonntag war „Kriegskasse“; den Zusammenhang weiß ich leider nicht mehr. Als wir Montag zum Frühstück das selbstgemachte Pflaumenmus auf den Tisch stellen, sehe ich, dass es „Pflaumenschlacht“ heißt. Ich frage mich, warum hier so vermeintlich vieles in scheinbarem Zusammenhang mit der Schlacht 1813 steht. Die Schlacht von Wartenburg –ich könnte denken, dass es sich in dem Dorf nur um dieses Thema dreht. Dabei ist das nur ein kleiner Teil dessen, was wir erfahren haben. Es gibt eine Kegelbahn, die freiwillige Feuerwehr, den Fußball-, den Angel-, einen Schützen-und den Karnevalsverein. Und und und.
Ich war am Montag bei Elke, im Minimarkt, und habe die letzten zwei Salatköpfe gekauft. Erst am Donnerstag bekommt sie neue Ware, darum konnte sie auch nicht zum Dorfkino-Abend, den wir organisiert haben, kommen.
Öfter in dieser Woche fällt der Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ –so oder so ähnlich wird auf meine Frage geantwortet, warum denn nur Jungs in der Jugendfastnacht dabei sein dürfen. Warum gibt es kein Umdenken, kein Einladen der anderen Geschlechter? Warum hat keiner Lust, sich, nur mal so im Spaß, auszudenken, etwas anders zu gestalten? Wovor hast Du Angst? „Es gibt ja schließlich noch die Weiberfastnacht –und den Karnevalsverein!“ -Na gut.
Was wir sonst noch erlebt haben? Bei 38 Grad konnten wir nicht so effektiv arbeiten, schlichen durchs Dorf und fuhren zum Bergwitz-See oder hopsten in die Pools der umliegenden, uns offenstehenden Gärten. Wir waren beim Freundschaftsspiel von SV Germania Wartenburg und auf dem Kirchturm. Am Mittwoch Abend saßen wir in großer Runde bei frisch Gegrilltem beisammen, plauderten, und Samstag gab es eine Miniversion, einen Testlauf. Wir waren bei Walburga, der Frisörin, zum Haare schneiden. Jeden Tag bekamen wir frische Tomaten, Gurken und Zucchini, Wein, Kuchen und Bowle gebracht. Mindestens einmal am Tag haben wir die Milchtankstelle aufgesucht und den Käse aus dem Sauerland gefrühstückt.
Die Erwartungen, die an uns gerichtet sind: Nachhaltigkeit und Wartenburg wieder auf die Landkarte bringen –und das nicht nur auf das Schlachtfeld von 1813 bezogen. Wir können für nichts garantieren, wir werden Euch ernst nehmen und Unangenehmes auf den Tisch werfen. Wir werden den schnarchenden Nachbarn genauso unter die Lupe nehmen, wie die verfalle Schule und die Geschichte der weißen Frau. Wir werden Märchen erfinden, Traditionen umschreiben und Euch an der Nasenspitze kitzeln. Lasst Euch überraschen –das tun wir auch.
Auf ein Ahoi bis zur Schlacht!
Lena
Danke für die schöne Zeit in Wartenburg, wir sind alle sehr erfüllt und auch verwundert, das aus einer Idee Wirklichkeit geworden ist, auf eine so wunderbare Art und Weise. Uns allen gehen noch all die Begegnungen und Veranstaltungen durch den Kopf mit all den Begegnungen und Gesprächen. Wartenburg ist uns in sehr kurzer Zeit sehr nahe gekommen.
Wir freuen uns auf alles was noch kommt und haben schon jetzt jede Menge Ideen und Bilder für die Inszenierung 2019.
Ich werde in Kürze mal eine Literaturliste schicken und auch Filmtitel, die interessant sein könnten, um sie im Kuhstall zu zeigen.
Herzliche Grüsse
Folke Witten-Nierade
Dies sind die Grüße der „Theaterleute“, die eine Woche lang im August 2018 unser Dorf etwas aufgemischt haben und mit dem Blick von außen Eindrücke, Erlebnisse und Ideen gesammelt haben, die nun verarbeitet werden sollen.
Im kommenden Jahr, etwa am Wochenende vom 09. bis 11.August 2019, sollen dann die Ergebnisse in Text und Bild gegossen hier zur Aufführung gelangen. Also bitte schon einmal vormerken.
Erste Eindrücke davon, wie dies aussehen könnte, gab es am Schluss der Projektwoche schon mal zu bestaunen.
Unser Dank gilt allen Beteiligten um den Chef Volke Witten-Nierade, dass Sie für Ihr Projekt unser Dorf auserwählt haben und so auch uns eindrucksvolle Momente und ein Gemeinschaftsleben hier erzeugt haben, Claudia Lorenz, die das Projekt erfolgreich vermittelt hat und in erster Linie Claudia Rehhahn, die durch Ihre Hartnäckigkeit und den Glauben daran, die Skeptiker („was soll das werden?“) überzeugt und die Idee durchgesetzt hat.
Durch die Bereitstellung ihres Hofes als zentrales Basislager haben Claudia und Ulli Rehhahn den Großteil der Last (diese Wort ist vielleicht nicht das Richtige) getragen.
Und der Dank gilt natürlich auch allen, die Tomaten, Kuchen, Quartiere, und … gespendet haben und so das Projekt mitgetragen haben.