Nicht nur, weil ich hier das Licht der Welt erblickte,
dann Kindheit und anfängliche Jugendzeit erlebte,
immer zog es mich zur Geselligkeit,
auch als ich später „Ich bin ein Berliner“ artikulieren konnte,
in meinen Geburtsort zurück.
Vor einiger Zeit ergab sich wieder eine Gelegenheit. 111 Jahre Germania 08 Wartenburg.
In Vorbereitung des sportlichen Events schlug ich ein Schnupper-Schach-Spiel vor, wohlwissend,
dass es … lang, lang ist es her …, eine starke Schachsektion in der BSG Traktor Wartenburg gab.
Viele Schachfreunde schwärmen noch heute davon. Die notwendigen Materialien für das Miniturnier hatte ich zur Hand. Stolz bin ich auf das Schachbrett mit dem Stempel Friedrich-Wolf-Oberschule Wartenburg und auf das rote Plastekästchen, in dem die Figuren sorgfältig aufbewahrt werden.
Während am Abend des 20. Juni die junge Garde von Germania 08 unter den Augen des Chef-Coachs Rene R. die Zelte aufbaute, startete das Turnier „Bester Spieler“.
Schon Wochen vorher war Karl-Heinz H. zu begeistern. Udo S. fühlte sich bereits als Meister, Eckbert K. nahm es gelassener, Mario D. war erfreut und rief noch die junge Franziska L. an. Auch Jürgen D. probierte sich aus. Zaungäste waren willkommen, Toni S. reichte die Getränke.
Ich spielte eigentlich außer Konkurrenz und ich hoffe, dass man mir meine Euphorie für das Schachspiel nachsieht. Vielleicht gibt es interessierte Nachahmer.
Die weibliche Intuition trug übrigens den Sieg davon.
Das Highlight am Freitag war natürlich das Fußballspiel zwischen den Traditionsmannschaften des
1. FC Lokomotive Leipzig und Germania 08 Wartenburg. Das Ergebnis war beruhigend.
Neben vielen Heroen des Wartenburger Fußballs muss ich vor allem Frank K. für seinen sportlichen Einsatz Respekt zollen.
Einen „Schlagabtausch“ in Worten gab es mit Lok-Fans. Auf meine etwas provokante Frage nach dem aufgestiegenen Konkurrenten BSG Chemie Leipzig gab es, wie aus der Pistole geschossen, eine „Sechs Punkte“-Antwort. Aber ein Nachfragen zu RB Leipzig verursachte versteinerte Gesichter. Schnell outete ich mich als 1.FC Union Berlin-Sympathisant und fragte mich insgeheim: wer ist eigentlich noch Hertha?
Der Abend wurde länger und der Bierwagen war gut umringt, wohl auch wegen der moderaten Preise. In bester Stimmung klang die Mittsommernacht aus. Mein sportlicher Versuch mich auf das Fahrrad zu schwingen missglückte etwas, was eine Schrammwunde am rechten Knie später bezeugte.
Am Samstagmorgen trafen sich fast alle wieder, diesmal aber zu einem traurigen Anlass, um einen beliebten Wartenburger die letzte Ehre zu erweisen. Da es schwierig war, der Rede zu folgen, gingen mir viele Gedanken durch den Kopf und ich ertappte mich bei dem Gefühl der Zusammengehörigkeit, auch an diesem besonderen Ort. Zufällig erfuhr ich noch, dass zeitnah eine Hochzeit stattfinden würde und gleichzeitig musste ich die Nachricht vom Ableben eines ehemaligen Mitschülers schweren Herzens aufnehmen. Wie überraschend das Dasein sein kann.
Der Nachmittag war voll den sportlichen Aktivitäten geschuldet, vom Kleinfeld- bis zum Straßenfußball. Die ganz Kleinen tobten sich auf der Hopseburg aus.
Die Organisation des Kuchen- und Kaffeeverkaufs war eine sportliche Meisterleistung der jungen und reiferen Damenriegen von Germania 08. Bier und andere Getränke, Bratwurst, Steak und der traditionelle Fischverkauf sorgten für das anschließende leibliche Wohl und der Abend mündete in die mit Spannung erwarteten Auslosungsrunden, von Eckbert K. und Toni S. abwechselnd moderiert.
Dass ein gewonnener Getreidesack dabei eine geheimnisvolle Runde machte, wird sicherlich mal in den Sagenschatz von Wartenburg eingehen.
Der DJ gab alles, so dass die tanzbeinschwingenden Wartenburger ihre Freude hatten. Dazu gab es orientalisches Flair von den Mädels des CCW und die jungen Gymnastikfrauen zeigten sportliche Eleganz. Die Junikäfer sahen interessiert zu und hatten ihren hochzeitlichen Spaß.
zum Sonntagvormittag hatte Germania 08 zum Skatturnier eingeladen. Nebenbei sorgten viele fleißige Helfer im “Sportpark Wartenburg“ wieder für Ordnung und Sauberkeit. Wilfried R. hatte dafür den besten Blick. Etwas Mühe bereitete es, das letzte Fass Bier zu leeren.
Am Nachmittag gab es ein weiteres Fest im Dorf, die Eiserne, Diamantene und Goldene Konfirmation.
Ob man glauben, wissen oder können sollte, hängt von jedem selbst ab. Doch sich einbringen,
dabei sein, gemeinsam erleben, ist eine einfache menschliche Geste. Auch hier trafen sich viele wieder.
Bei der anschließenden Kaffeetafel konnte ich mit Eberhard B. über Weltprobleme philosophieren und mit Pfarrer Dr. Hofmann euphorisch über den 1. FC Union Berlin schwatzen. Stolz zeigte er mir die Bilder vom Aufstiegsspiel auf seinem Handy. Die Wiedersehensfreude der Hergereisten war natürlich groß und die Aufgeregtheit manchmal zu laut, so dass Horst S. von den “Tollen Hechten“ höflich zur Ruhe hinwies, denn die Wartenburger Heimatlieder sollte doch jeder genießen.
(Text und Bilder: Wolfgang Kunze)
PS: Ich freu mich auf das nächste Gemeinsame: Putzt das Dorf und auf das Sommertheater.